Der Steuermann

Als Steuerberater habe ich die Absicht, möglichst qualifizierte, aber dennoch kritische Kommentare zum politischen Geschehen in Deutschland und der Welt abzugeben. Außerdem schreibe ich über alles, was um mich herum passiert und mir gefällt - oder auch nicht!

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Standort: Frankfurt, Germany

Steuerberater bei einer Big-4-Gesellschaft mit langjähriger internationaler Erfahrung. Halb Deutscher, halb Ire.

Dienstag, August 29, 2006

Schluss mit dem Gesundheitskommunismus

Herr Lauterbach, seines Zeichens "Gesundheitsexperte", fordert, den Arbeitgeberzuschuss für die Private Krankenversicherung zu streichen. Warum eigentlich? Wo liegt der Unterschied? Das Gehalt des Privatversicherten wird genauso kalkuliert wie das des gesetzlich versicherten Arbeitnehmers. Ehrlicher wäre es, alle Arbeitgeberbeiträge als solche zu streichen und einfach kraft Gesetzes die entsprechenden Beiträge den Bruttogehältern zuzuschlagen. Dann würde nämlich jeder in Deutschland auf seiner Gehaltsabrechnung sehen, wie viel von dem Geld, das sein Arbeitgeber für ihn aufwendet, nicht bei ihm ankommt, sondern in den Sozialkassen landet.

Und an Herrn Lauterbach und andere Gesundheitskommunisten wie Frau Schmidt - Privatversicherte sind keine Ausbeuter und keine Sozialschmarotzer. Haben Sie schon einmal die Rechnung eines Arztes für Privatbehandlung mit der für den gesetzlich versicherten Patienten verglichen? Tun Sie das bitte, bevor Sie weiterhin unqualifizierte Bemerkungen abgeben. Und, ach ja, schauen Sie mal in den Artikel 3 des Grundgesetzes.

Donnerstag, August 24, 2006

Wer schreibt eigentlich für das Handelsblatt?

Diese Frage stellt sich angesichts der verwendeten Terminologie in einem Artikel über die Unternehmenssteuerreform (http://www.handelblatt.de/news/default.aspx?_p=200050&_t=ft&_b=1125884). Man findet folgende schöne Passage:

"Die Zinsen können sie in Deutschland als Verlust vollständig vom steuerpflichtigen Gewinn abziehen – den Zinsgewinn versteuert dann eine Schwestergesellschaft in einem Niedrigsteuerland. "

Also, Wirtschaftswissenschaften für Anfänger: Was ist ein Verlust, und was ist Aufwand? Richtig wäre, dass die Zinsen als Aufwand oder meinetwegen als Aufwendungen vom Gewinn abgezogen werden können. Aber doch nicht als Verlust. Sonst wäre jede Betriebsausgabe ein Verlust!

Und als Steuerberater muss ich ein ceterum censeo machen. Da war doch noch etwas? Richtig, das sogenannte Fremdvergleichsprinzip. Die Zinsen sind nämlich nur abziehbar, wenn sie marktüblich sind. Das verschweigen wir mal elegant, genau wie §8a KStG, der aber - zugegeben - einem Steuerlaien gar nicht und einem Steuerexpertern nur schwer verständlich gemacht werden kann.

Ich hätte vom Handelsblatt eine bessere Qualität erwartet.

Dienstag, August 22, 2006

Wer entwirft Regionalbahnwaggons?

Wegen eines Unfalls und Streckensperrung bin ich gezwungen, anstelle meines gewohnten InterCity den RegionalExpress zu nehmen. Nicht nur, dass dieser sehr viel länger braucht, er ist auch äußerst unkomfortabel. Die Sitze sind entweder durchgesessen oder bretthart, das Fahrgeräusch störend laut, und Tische gibt es auch nicht, so dass ich die Zeit nicht zum Arbeiten nutzen kann.

Man fragt sich weiterhin, wer eigentlich diese Waggons entworfen hat. Normalgroße Menschen (180cm und 70kg) nehmen zwangsläufig Tuchfühlung mit Nachbarn und Gegenüber auf. Die Gepäckfächer fassen kaum eine große Aktentasche. Stammt das Design aus Fernost, wo die Menschen bekanntlich kleiner und schlanker sind?

Aber man sollte nicht vergessen...auch der ICE ist nicht für Menschen mit Gepäck ausgelegt.

Freitag, August 18, 2006

Wir sind nicht die Weltpolizei!

Deutsche Soldaten sollen als Teil einer UNO-Mission in den Libanon. So weit es um Marineeinheiten geht, habe ich wenig Bedenken. Weltpolitische Verantwortung zu übernehmen ist geboten, Deutschland muss aktiver Teil der Weltgemeinschaft sein.

Aber Bodentruppen in den Libanon? Das ist das gleiche Land, in dem 1982 über 240 US-Marines bei einem Selbstmordanschlag, einem der schwersten aller Zeiten gegen die USA, ums Leben kamen, woraufhin die USA ihre Mission beendeten. Wollen wir wirklich, dass so etwas mit deutschen Soldaten passiert?

Donnerstag, August 17, 2006

Aber Herr Steinbrück...

...da verlangen Sie von uns nach allen Einschnitten (höhere Mehrwertsteuer, gekürzte Pendlerpauschale, höhere Krankenversicherungsbeiträge,..), auch noch auf unseren Urlaub zu verzichten? Denn wir sollen doch lieber für Alter, Krankheit und Pflege vorsorgen?

Sie haben eine dicke Pension, Sie haben eine großzügige Abgeordneten- und Ministerversorgung. Lassen Sie uns Bürgern doch wenigstens eine Freude im Jahr, und halten Sie sich gefälligst aus unserem Privatleben heraus! Es reicht ja wohl, dass Sie, statt sinnvoll im Haushalt zu sparen, lieber die Steuern erhöhen. Waren Sie nicht auch einer aus der Partei, die polemisch über die "Merkelsteuer" hergezogen ist?

Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Ich werde zukünftig stärker mein Geld für Auslandsreisen und dortigen Konsum anlegen, damit es nicht in Ihren Haushaltslöchern verschwindet. Ich muss doch damit rechnen, dass meine private Altersvorsorge früher oder später konfisziert wird, um noch ein Haushaltsloch zu stopfen. Im übrigen bin ich es leid, Geld in ein System (Rentenversicherung) zu investieren, von dem ich vermutlich nie einen Cent wiedersehen werde.

Also, lassen Sie uns unsere kleinen Freuden, und sorgen Sie lieber für handwerklich saubere und zur Abwechslung einmal EU- und verfassungskonforme Gesetze!

Montag, August 14, 2006

Die bösen Unternehmen entziehen sich der deutschen Besteuerung

So schlimme Finger aber auch. Nach "Untersuchungen des Finanzministeriums" werden also Milliardenbeträge an "erwairtschafteten Gewinnen" ins Ausland geschleust? Und das haben die Experten aus Geschäftsberichten abgelesen? Hallo? US-GAAP, IFRS- oder HGB-Zahlen, jemand? Schon einmal den Unterschied in der Bewertung von Anlagevermögen, Umlaufvermögen oder Rückstellungen in diesen drei Systemen angesehen?

Und es wird noch besser. Deutschland hat immerhin mit fast allen Staaten sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) abgeschlossen. Das sind Verträge, die regeln, wer bei grenzüberschreitenden Sachverhalten (z.B. deutsche Aktiengesellschaft mit Tochter in den USA) was besteuern darf. Lassen wir das Außensteuergesetz und Mißbrauchsnormen mal außen vor, dann ist festzuhalten, dass Deutschland in der Regel die Gewinne zB der Auslandstochter von VW in den USA gar nicht besteuern darf!

Was will uns also diese Botschaft aus Berlin sagen? Richtig, es geht wieder um das Lieblingsthema, nämlich den Populismus. Die bösen Großkonzerne entziehen sich ihrer staatsbürgerlichen Pflicht, Steuern zu zahlen, dabei wollen die Wohltäter im Finanzministerium doch sogar die Steuersätze reduzieren...Jemand zuhause, MacFly? ;-)))

Also, merke folgendes:

1.) Wir haben sehr detaillierte Regelungen, darunter völkerrechtliche Verträge, was Deutschland besteuern darf und was nicht.
2.) Ein Unternehmen kann keineswegs beliebig Gewinne verschieben. Es gibt ein "Arm's Length Principle", demzufolge alle Geschäfte wie unter fremden Dritten abzuwickeln sind, und es gibt detaillierte Regeln gegen Mißbrauch.
3.) Wenn beklagt wird, dass Gelder in Steueroasen verschwinden, ist dies in 99% der Fälle schlicht und ergreifend illegal, und allenfalls eine Sache besserer Kontrollen, nicht aber anderer Steuergesetze.

Berlin, setzen, sechs!;-)

Freitag, August 11, 2006

Kommt der Syndikussteuerberater endlich?

Wir Steuerberater konnten uns zu Zeiten von Rot-Grün bei der CDU bedanken;-)), dass diese sich der überfälligen Berufsrechtsreform unter fadenscheinigen Gründen versagte. Jetzt aber, großkoalitonär, scheint es endlich voranzugehen mit dem 8. Gesetz zur Änderung des Steuerberatunggesetzes.

Schildern wir einmal kurz das Kernproblem. In Deutschland ist sowohl der Beruf des Steuerberaters als auch der des Rechtsanwalts berufsrechtlich streng geregelt. Es ist jeweils unter anderem Bedingung, eine Prüfung bestanden zu haben, um den entsprechenden Titel zu führen können. So weit, so gut. ABER:

Ein Steuerberater darf keine Rechtsberatung erbringen. Ok, akzeptiert. Aber - ein Rechtsanwalt darf Steuerberatung erbringen. Er darf sich nur nicht "Steuerberater" nennen. Nun, aber immerhin wird er auch im Steuerrecht (maximal eine Klausur...) geprüft...der Steuerberater muss zwei, früher drei Praxisjahre nach dem Studium haben und eine Prüfung mit drei sechsstündigen Klausuren bestehen.

Akzeptieren Sie auch noch? Meinetwegen. Aber...

wenn der Steuerberater jetzt angestellt tätig ist, darf er sich nicht mehr als Steuerberater selbständig betätigen, d.h. keine Hilfeleistungen in Steuersachen erbringen. Der Rechtsanwalt darf es sehr wohl.

Also, derjenige, der speziell im Steuerrecht geschult ist, steht schlechter da, als der Generalist? Da kann man doch nur den Kopf schütteln! Hoffen wir, dass die Gesetzesänderung schnell durchkommt.

Mittwoch, August 09, 2006

Gleichstellungsgesetz - der Regulierungswahnsinn

Zukünftig dürfen Alter, Geschlecht und ethnische Herkunft kein Auswahlkriterium mehr bei Bewerbungen sein, siehe folgender Link:

http://focus.msn.de/jobs/bewerbung/anonymebewerbung/alles-anonym_aid_23470.html

Was soll der Blödsinn? Wenn ich als Arbeitgeber einen Mitarbeiter suche, der Kundenkontakt haben wird, dann will ich sehen, wie er aussieht und wie alt er ist. Ich will keinen 50jährigen auf Teenagerkunden ansetzen, und keinen 30jährigen auf ältere Kunden. Ich will auch nicht unbedingt jemanden, der aussieht wie Hannibal Lecter. Muss ich jetzt wirklich erstmal diese Leute alle einladen und ihnen dann unter einer unverfänglichen Begründung absagen? So ein Quatsch!

Es ist an der Zeit, sich endlich wieder auf die Kernkompetenzen der Wirtschaft zu konzentrieren und diese Gängelung des freien Marktes zu behindern. Sonst haben wir bald acht Millionen Arbeitslose!

Montag, August 07, 2006

Gutverdiener sollen für ihre Eltern zahlen

...schreibt heute die Welt unter Berufung auf den CDU-Mann Pofalla.

http://www.welt.de/data/2006/08/07/989509.html

Legen wir die Empörung mal zur Seite und fragen, was ist denn daran neu? Bereits heute kann das Sozialamt sich bei Pflegekosten der Eltern an die Kinder halten, das stand erst kürzlich im Blätterwald.

Die Frage ist eine ganz andere: Wie soll die Sandwich-Generation das eigentlich bezahlen? Gesetzliche Rente bekommt ein heute 35-jähriger wohl keine mehr, jedenfalls keine, von der er wird leben können. (Ausgenommen, wir lassen salopp gesagt 100 Millionen junge Ausländer einwandern und geben denen auch noch einen Job, oder wir klonen entsprechende Nachwuchsdrohnen...)) Also soll der arme Kerl bittesehr privat vorsorgen, das aber im wesentlichen aus versteuertem Einkommen und nach Sozialbeitrag.

Die Rente der heutigen Rentnergeneration muss er auch zahlen, denn wo soll das Geld denn sonst herkommen? Gleiches gilt für die Zinsen auf die Staatsschuld, für höhere Mehrwert- und Mineralölsteuer, für...

Also, ich glaube man kann als 35jähriger in Deutschland, der nicht gerade Hartz-4-Empfänger ist, nur noch fliehen, so schnell man kann. Aber nicht wegen des Pofalla-Vorschlages, sondern weil der Karren ohnehin schon bis zum Dach im Dreck steckt!

Mittwoch, August 02, 2006

Stuttgart Weilimdorf - optimale Anbindung

Der Titel ist sarkastisch gemeint. Stuttgart-Weilimdorf ist ein Gewerbegebiet, in dem einige Tausend Menschen arbeiten. Es ist mit der S-Bahn zu erreichen, dabei fährt alle 15 Minuten eine Bahn. Da kann man sich nicht beschweren? Well, well, well - das ist der Rush-Hour-Takt! Ab ca. 9 Uhr fahren die Bahnen nur noch halbstündlich! Wenn man also, wie ich gestern, dank einer erheblichen Fernzugverspätung statt um 10.01 Uhr erst um 10.20 Uhr am Hauptbahnhof eintrifft, dann ist die S-Bahn um 10.18 Uhr weg - und die nächste fährt 10.48 Uhr.

Da macht es doch Spaß, dem Nahverkehr zu benutzen;-)). Andererseits, angesichts der bis Weihnachten geplanten erheblichen Bauarbeiten auf der B295 ist das Auto wohl auch keine echte Alternative. Scotty, lass uns beamen!;-)