Der Steuermann

Als Steuerberater habe ich die Absicht, möglichst qualifizierte, aber dennoch kritische Kommentare zum politischen Geschehen in Deutschland und der Welt abzugeben. Außerdem schreibe ich über alles, was um mich herum passiert und mir gefällt - oder auch nicht!

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Standort: Frankfurt, Germany

Steuerberater bei einer Big-4-Gesellschaft mit langjähriger internationaler Erfahrung. Halb Deutscher, halb Ire.

Donnerstag, Juli 27, 2006

Von Dieben und anderen Schweinen...

Bis gestern morgen stand auf unserer Terrasse ein Brunnen. Seit der bewußten Nacht steht dort nur noch ein halber Brunnen, das Oberteil haben unbekannte Verbrecher abgeschraubt und entwendet. Natürlich gibt es keine Spuren, aber ich frage mich, was für ein Idiot klaut in der Dunkelheit einen Teil eines Brunnens, der zudem von der Straße nicht zu sehen war? War es vielleicht doch eher ein mißgünstiger Mensch aus der Nähe? Die Umstände sind jedenfalls mehr als eigenartig...

Meine Frau und ich hätten nicht gedacht, dass es an der Schwäbischen Alb solche Schweine gibt. Jetzt werden wir schweren Herzens unser Grundstück zur Festung ausbauen.

Montag, Juli 24, 2006

Urbane Legenden...

Am Freitag gab es am Stuttgarter Hauptbahnhof einen Gasunfall mit entsprechendem Verkehrschaos. In der Presse war unter anderem folgendes zu lesen...

http://www.faz.net/s/Rub21DD40806F8345FAA42A456821D3EDFF/Doc~E825F1E3BB39C4081A1535DB2EB6630D6~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Moment, Moment...Taxifahrer, die beliebige Preise fordern? In Deutschland? In Stuttgart, wie eigentlich in jeder deutschen Gemeinde, sind die Taxitarife festgelegte Preise, die lediglich von Parametern wie Tageszeit und Strecke abhängen. Ein Taxifahrer darf nicht beliebige Preise fordern. Tut er es doch, ist dies illegal und kostet ihn im Zweifel nicht nur die Konzession, sondern kann auch noch ein Strafverfahren bedeuten.

Noch besser aber die Behauptung, Sixt fordere 1.200 Euro für eine Tagesmiete. Das wäre klassischer Wucher, und damit unter anderem nach § 291 StGB mit Strafe belegt und im übrigen nach § 138 BGB nichtig. Vermutlich hat sich jemand einen Scherz erlaubt, oder ein Gerücht fand den Weg in die Presse und wurde überall nachgeplappert. Also, Klartext: Wenn Sixt wirklich 1.200 Euro verlangt hätte, hätte Sixt bzw. der entsprechende Mitarbeiter ein erhebliches Problem.

Was natürlich sein kann, ist dass einige schwarze Schafe versucht haben, widerrechtlich Zwangslagen auszunutzen. Ja, das ist genau die Definition von Wucher! Ich frage mich daher eines: Warum schreibt unsere Presse dazu nichts? Recherchiert niemand mehr, sondern gibt es nur noch sensationslüsterne Texte?

Freitag, Juli 21, 2006

Sind diese Leute dumm, rücksichtslos oder beides?

Wir wohnen an einer normalen Straße in einem normalen Wohngebiet in einer schwäbischen Kleinstadt. Es gilt Tempo 50.

Warum müssen Autos spät am Abend und in der Nacht mit Tempo 70 bis 90 eine Straße entlangheizen, in der Leute wohnen und Autos parken, und deren Belagzustand nicht der beste ist?

Warum müssen Motorradfahrer nachts ihre Maschinen so bewegen, dass man sie bereits aus und noch nach einem Kilometer Entfernung hören kann?

Warum muss man seine Stereoanlage so laut aufdrehen, dass man es ebenfalls einige hundert Meter weit hören kann, und das nachts um elf?

Antwort: Diese Leute sind entweder dumm wie Toastbrot, oder ihnen sind ihre Mitmenschen sch..egal.

Schade, dass man nicht ein Joint-Venture mit der Gemeinde aufmachen und gemeinsam eine Radarfalle installieren darf. Wir wären sofort dabei!

Dienstag, Juli 18, 2006

Heute mal Flugtickets...

...und zwar nicht etwa wegen der in Frankreich eingeführten Sondersteuer. Vielmehr geht es um die Meldung, dass die EU Billigflieger zwingen will, ihre Endpreise in der Werbung offenzulegen, und einen völlig mißglückten Kommentar dazu auf Welt.de unter dem Titel "Miesepetrige Eurokraten".
http://www.welt.de/data/2006/07/18/963072.html

Nun ist sicher nicht alles gut, was aus Brüssel kommt (man denke an das Seilbahngesetz von Mecklenburg-Vorpommern), aber hier haben die "Eurokraten" Recht. Es kann doch nicht sein, dass ein Unternehmen Werbung macht mit "für 1 Cent nach London", der reale Mindestpreis aber bei 60 Euro liegt. Wir haben eine Preisangabeverordnung in Deutschland, und wir haben strenge Verbraucherschutzvorgaben. Das hat nichts mit Freiheit des Marktes oder des Wettbewerbs zu tun - hier geht es darum, eher graue Methoden zu unterbinden. Das stört auch nicht das Geschäft eines ordentlich arbeitenden Billigfliegers.

Noch was zum Nachdenken: Warum kostet eigentlich ein Lufthansa-One-Way-Flug in die USA 1.600 Euro, ein Hin-und-zurück-Ticket mit den gleichen Daten aber 900 Euro? Da sollte auch einmal jemand nachhaken.

Montag, Juli 17, 2006

Zum Nachdenken...

Eine Preisfrage: Wenn ein Unternehmer damit wirbt, Anlegern (d.h. Einzahlern) in der Zukunft gute Renditen zu zahlen, und entsprechend viele Gelder einsammelt, in Wahrheit aber nur die Einzahlungen dazu verwendet, an die bereits früher eingetretenen Anleger (Schein-)Renditen auszuzahlen, wie nennt man das?

Richtig, ein Schneeball- oder Pyramidensystem.

Zweite Frage, wie ist das rechtlich zu würdigen?

Richtig, es ist verboten und wird strafrechtlich verfolgt.

Wenn nun aber der Staat in großem Stil Gelder einsammelt und dafür zukünfitge Leistungen verspricht, diese Gelder aber nicht investiert, sondern an die früher eingetretenen Einzahler auskehrt, wie heißt das?

Antwort: Gesetzliche Rentenversicherung.

Kein weiterer Kommentar.

Freitag, Juli 14, 2006

Heute mal keine Steuern, sondern Verkehrsärger in Stuttgart

Gestern wollte ich um 17.42 mit der S-Bahn von Weilimdorf zum Hauptbahnhof, um mit dem InterCity dann um 18.55 Aalen zu erreichen. Zunächst kam die S-Bahn nicht. Schließlich nach zehn Minuten endlich eine Durchsage und nach ca. 20 Minuten eine S-Bahn...
Tja, das bedeutete schon, dass der IC weg war, aber naja, um 18.19 fuhr ja die Regionalbahn.

Sie fuhr - ohne mich, denn wir standen bis 18.35 zwischen Nord- und Hauptbahnhof auf einem Nebengleis, irgendwann mit Durchsage Weichenstörung und Zurücksetzen zum Nordbahnhof. Merkwürdig nur, wie viele S-Bahnen wir an uns vorbeifahren sahen zum Hauptbahnhof...

Weiter ging es per Straßenbahn, rappelvoll, toll bei dem schwülen Wetter. Bekam dann nach einem 1,5-Minuten-Weltrekordsprint zum Bahnsteig gerade noch die Regionalbahn um 18.49 und war eine geschlagene Stunde später zuhause. Ohne den Sprint wären es anderthalb Stunden gewesen...Was für ein sch...öner Tag;-)))

Donnerstag, Juli 13, 2006

Tolle Propaganda des Finanzministeriums

Mit Pressemeldung vom 5. Juli greift das BMF den Bund der Steuerzahler an und unterstellt ihm, die Unwahrheit zu verbreiten. Angeblich wäre die Steuer- und Abgabenbelastung in Deutschland im internationalen Vergleich doch sehr attraktiv.

Nun sind Vergleiche so eine Sache. Wenn die meisten Leute bis zur Brust im Schlamm stecken, und eine Gruppe aber nur bis zur Hüfte, geht es denen dann wirklich gut? Wäre es nicht besser, gar nicht im Schlamm zu stecken?

Und was die Belastung angeht: Von dem Betrag, den ein Arbeitgeber in Deutschland aufwendet, um einem Arbeitnehmer 3.000 Euro im Monat (Bruttogehalt) zu zahlen, gehen erst einmal gut 300 Euro in die Rentenkasse (weg), weitere 210 Euro in die Krankenkasse (weg) und 100 Euro in die Arbeitslosenversicherung (weg). Weil es so schön ist, zahlt der Arbeitgeber noch einmal so viel in diese Kassen (lassen wir Pflege- und Unfallversicherung mal weg...), das heißt die tatsächlichen Gehaltskosten sind nicht 3.000 Euro, sondern über 3.600 Euro - und davon kommen beim Arbeitnehmer nur 2.400 Euro an, macht 2/3 oder 66%. Jetzt schlägt die Lohnsteuer zu, plus Solidaritätszuschlag, plus Kirchensteuer, macht bei einem Alleinverdiener ohne Frau oder Kinder ca. 540 Euro. Kommen also 1.900 Euro Cash an, während der Arbeitgeber 3.600 Euro aufwenden muss. Ist das nicht toll? Das sind kaum noch 50%.

Und jetzt geht der Spass los. Etwas eingekauft? 16% Mehrwertsteuer (effektiv 13,79% des Preises), ab dem 1. Januar 19%. Getankt? Zusätzlich je Liter 60 Cent Mineralölsteuer. Eine Flasche Sekt? Über einen Euro Sektsteuer.

Und da wagt es das Finanzministerium, den Steuerzahlerbund polemisch anzugehen? Wer im Glashaus sitzt...

http://www.bundesfinanzministerium.de/cln_04/nn_86/DE/Aktuelles/Pressemitteilungen/2006/07/20060507__PM0086.html

Ach ja, und was die Tatsache angeht, dass drei Viertel des Bundeshaushalts für die soziale Sicherung, vor allem Renten und Sozialleistungen verwendet werden - wie soll denn das einmal sein, wenn bei fortschreitender demographischer Verschiebung auf einen Arbeitnehmer deutlich mehr als ein Rentner kommt - zahlen wir dann 35% Mehrwertsteuer?

Schluss mit der Propaganda, das Finanzministerium sollte bei der Sache bleiben!

Dienstag, Juli 11, 2006

Mehrwertsteuer und Krankheitskosten

Ab dem 1. Januar 2007 erhöht sich bekanntlich die Mehrwertsteuer von 16% auf 19%. Kritische Frage: Warum nutzt der Gesetzgeber nicht die Anhang H der 6. EG-Richtlinie zur Mehrwertsteuer ausdrücklich vorgesehene Möglichkeit, Medikamente ermäßigt mit 7% zu besteuern?

Aber nein, die Krankenkassen haben ja so viel Geld, da können die das gerne bezahlen;-)). Wir wollen schließlich keine Steuersubventionen vergeben, da schießen wir lieber das Geld anderweitig zu.

Wir reden im übrigen von den gleichen Politikern (jedenfalls bei der SPD), die im Wahlkampf eine ermäßigte Mehrwertsteuer auf "Kinderprodukte" wie Spielsachen und Windeln angeregt hatten. Diese Ermäßigung wäre jedoch europarechtswidrig gewesen...

Aller Anfang ist schwer...

Liebe Webgemeinde,
dies ist ein neuer Anlauf, mich aktiv mit Kommentaren zum politischen Geschehen zu äußern. Ich bin Diplom-Ökonom und Steuerberater mit langjähriger Erfahrung im nationalen und internationalen Steuerrecht, und vieles, was unsere Politiker so produzieren, stört mich daher gewaltig.

Das gilt vor allem, wenn die resultierenden Gesetze oder Maßnahmen verfassungswidrig oder europarechtswidrig sind.

Meine Hoffnung ist, ein wenig zum Abbau steuerlicher und ökonomischer Legenden und Mythen beizutragen und meinen Lesern über Fehler der Politik die Augen zu öffnen.